Der Stressmechanismus

Warum ist es eigentlich oft so schwer, den Ausgang aus der Stressspirale zu finden? Weil es im Grunde der sich selbst befeuernde „ich“-Mechanismus ist. Ein Gedanke taucht z.B. auf: „Ich muss noch den Termin für den Zahnarzt übermorgen verschieben, weil ich vergessen habe, dass ich arbeiten muss.“ Angemessen auf diesen Gedanken – der ja durchaus sinnvoll ist – zu reagieren, hieße, entweder zum Telefonhörer zu greifen oder, falls es gerade nicht möglich ist, einen Zettel und Stift zur Hand zu nehmen und eine Notiz zu schreiben, damit man sich später darum kümmern kann.

Wird beides versäumt, erzeugt der Gedanke nur ein Druckgefühl. Ein weiterer Gedanke bricht sich vielleicht Bahn: „Oh nein, nicht das auch noch…“. Neben den Gedanken taucht nach kurzer Zeit schon zusätzlich ein Gefühl auf, so ein zerrissenes „Stressgefühl“. Die Atmung passt sich an und wird flach oder macht Aussetzer. Das kennen wir alle, oder? Warum steigen wir nicht an dieser Stelle aus aus dem Drehwurm, bevor er uns schwindelig macht?

Bewusstsein heißt das Zauberwort. Die bewusste Entscheidung, wie oben beschrieben, angemessen zu reagieren und den Gedanken dann vollkommen loszulassen, ist die Tür zum Ausgang. Aber das ist keine bewusste Wahl eines „ich“. Manchmal passiert es, manchmal eben nicht… Es ist niemand da, der eine Wahl hätte.

Wenn das Bewusstsein für diese Zusammenhänge nicht da ist, dann geht der Kreisel weiter. Das Gefühl wird als „unangenehm“ empfunden. Daraus entstehen weitere Gedanken, z.B. „Ich will das nicht! Ich muss etwas ändern!“. Man gerät ins rastlose Tun, um die Dinge endlich wieder „in Ordnung zu bringen“ oder sie „endlich zu erledigen“. Diese Gedanken und das rastlose Antreiben den Körpers wiederum zieht ein stärkeres negatives Gefühl nach sich.

Nach kurzer Zeit schon ist das Gefühl so unerträglich geworden, dass möglicherweise das Bedürfnis entsteht, es ganz zu verdrängen. Und wie ginge das besser, als einfach wie besinnungslos weiter zu ackern…

Zum Glück zeigt der Körper irgendwann die rote Karte: er kann nicht mehr, wird schlapp oder – wenn der Stress über längere Zeit anhält – krank. Dann sind wir gezwungen, innezuhalten. Und das bedeutet: die Gefühle können nicht mehr durch Aktivität verdrängt werden. Und das fühlt sich ätzend an… Weil es ein Berg an verdrängten Gefühlen ist, der nun aus dem Keller heraufgekrochen kommt.

Aber all das wäre gar nicht nötig gewesen! Oder doch? Es gibt keine Wahl, nur Beobachtung. Kein „ich“, nur DAS hier… 🙂